Wabi-Sabi – Von der Schönheit des Einfachen

Andere Kulturen, Sichtweisen und Einflüsse begeistern mich und seit ein paar Jahren, insbesondere die aus Japan. Durch Zufall bin ich über die japanische Weltanschauung des Wabi-Sabi gestoßen. Es hat mich neugierig gemacht, ich wollte mehr erfahren

und so habe ich das Buch „Wabi-Sabi: Die japanische Weisheit für ein perfekt unperfektes Leben“ von Beth Kempton gelesen.

 

Die Autorin sagt bereits in den ersten Seiten, dass sie viele Menschen nach der Idee des Wabi-Sabi in Japan befragt hätte. Alle wussten ganz genau was es bedeutet, konnten es aber schwer in Worte fassen. Ansporn für mich es auszuprobieren. Zufällig war ich kurz nach Buchstart in einem japanischen Restaurant und fragte unsere Kellnerin nach Wabi-Sabi. Sie lächelte hinter der Maske und meinte: „Hm ja, das ist schwer zu beschreiben. Es ist da, es umgibt mich täglich. Ich lebe es. Es ist wie diese Serviette hier auf dem Tisch. Wie ich sie wertschätze und mich an ihr erfreue.“

 

Wabi steht für die Schönheit im Schlichten. Eine Zufriedenheit, die sich weg von Besitz und materiellen Gütern findet. Einer Zufriedenheit, die wir täglich empfinden. Einer Dankbarkeit dem Leben gegenüber und mit ganzem Herzen dabei zu sein. Das Unperfekte und Ecken und Kanten immer mehr wertzuschätzen.

Sabi symbolisiert die Reise des Lebens, mit welcher Haltung und Demut wir dieser, unserer Zeit, begegnen und wie wir dabei mit der Natur im Einklang sind. Es schätzt das Alter und wie ganz selbstverständlich alles vergänglich ist.

 

Beziehen wir Wabi-Sabi mal auf unser Zuhause und das Aufräumen. Es geht nicht darum, eine perfekt durchgestylte Wohnung zu haben. Es sind vielmehr die natürliche Schlichtheit der Gegenstände, die uns Freude bereiten. Es sind die Materialien, die uns Mutter Natur schenkt und es ist die Zeit, die wir gerne investieren, uns ein schönes Wohnumfeld zu gestalten. Es ist eine Bestandsaufnahme im Hier und Jetzt. Nicht der Vergangenheit und nicht der Zukunft. Welche Gegenstände machen mich heute glücklich und welche lasse ich los.

 

Übertragen wir Wabi-Sabi auf uns selbst, dann lernen wir schnell, dass es nicht darum geht noch besser und noch erfolgreicher zu werden. Es geht um Hingabe, sich selbst, den Mitmenschen und auch dem Leben gegenüber. Wir geben unser Bestes. Wir wollen etwas verändern, etwas neues Erreichen. Wabi-Sabi lehrt uns, dies als Prozess zu sehen, ohne Endpunkt. Wir können auf dem Weg dahin vielleicht scheitern. Hier gilt es anzunehmen, dass niemand perfekt ist und eine Akzeptanz dafür zu finden.

 

Noch einen Gedanken möchte ich euch mitgeben. Auf dem Bild seht ihr ein Dessert, was so liebevoll und graziel angerichtet war, dass mein Herz hüpfte. Ein lauer Sommertag in einem Restaurant, die Vögel zwitscherten, der Himmel hat mich mit seinen blauesten Farben verwöhnt und in meinem Mund schmolz feinste Schokolade. Da war er: mein perfekter Wabi-Sabi Moment!

 

Möge dieser Artikel dich dazu inspirieren, deinen eigenen Wabi-Sabi Weg zu entdecken, zu genießen und perfekt unperfekt glücklich zu sein.